Internationale Münsterländer-Prüfung für Groß und Klein 2010

von Autor und Fotograf: Dr. Christine Miller
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift PIRSCH 24/2010

Verantwortungsvolle Hundezucht hat längst die Landesgrenzen gesprengt. Immer mehr Zuchtverbände wollen die Basis ihrer Jagdhunderasse ausweiten, ohne auf hohe Leistungsstandards zu verzichten. Das ginge im geeinten Europa eigentlich ganz leicht – gäbe es in den einzelnen Ländern vergleichbare Prüfungen. Auf den Weg dahin haben sich die Zuchtverbände der Großen und Kleinen Münsterländer begeben: Ihre Feuertaufe hat die „Internationale Münsterländerprüfung IMP“ nun bestanden: Seit 2007 hatte ein Mitgliederausschuss von „KlM International“ mit Vertretern der Zuchtverbände in Deutschland, Österreich, Frankreich, Niederlande und Tschechien an einer internationalen Prüfungsordnung (PO) gefeilt. Eingeladen war auch der VGM. Vom 22. bis 24. Oktober 2010 traten in Altheim (österr. Innviertel) acht Gespanne aus den genannten Ländern „zum Probelauf“ an. Die niederwildreichen Reviere boten ausgezeichnete Bedingungen, die „Brauchbarkeit“ der PO zu testen.

Bernd-Dieter Jesinghausen, Leiter der Prüfung und Vorsitzender des Verbands „Kleine Münsterländer International“, fasste das Ziel zusammen: „Wir wollen eine Prüfung schaffen, die jagdnah und praktisch ist und zuchtrelevante Kriterien berücksichtigt, also vor allem Anlagen und Wesenseigenschaften bewerten kann, die nicht so stark durch Abrichten beeinflusst werden können.“ Karl Wichmann vom Verband der Großen Münsterländer pflichtete seinem Kollegen von den „Kleinen“ bei: „Heute verkaufen wir immer wieder Hunde ins Ausland, können aber auf diese Tiere später nicht mehr zurückgreifen. Die Verbandsprüfungen in den Nachbarländern sind einfach zu unterschiedlich. Wir brauchen deshalb eine Prüfungsordnung, die man überall durchführen kann und auch überall jagdlich Sinn macht.“

Die Hunde wurden in drei Fächergruppen geprüft: Die Waldarbeit umfasste eine Übernachtfährte, freies Verlorensuchen und Bringen von Haarwild, Stöbern und Buschieren. Am Wasser mussten sie in deckungsreichem Gewässer Verlorensuchen, Stöbern hinter der lebenden Ente und Bringen sowie im Feld ihre Vorsteh-Eigenschaften zeigen. Daneben wurde Gehorsam, Jagdverstand, Teamfähigkeit und Wesen bewertet.

Mit Paarsuche

Mindestens genauso wichtig wie die Arbeit der Hunde und ihrer Führer war in Altheim die Diskussion, ob die geprüften Fächer notwendig waren oder zur Beurteilung der Zuchteigenschaften eines Hundes ausreichten. Warum keine Schleppe? „Die Schleppe ist eine reine Gehorsamssache. Wer gut mit seinem Hund arbeitet, kann die Schleppe“, so ein Teilnehmer. „Nase, Konzentration, Finderwille und Apportierfreudigkeit lassen sich beim freien Verlorensuchen gut und jagdnah bewerten.“

Dagegen waren sich alle über die Bedeutung der Paarsuche einig – zwei Hunde arbeiten dabei gleichzeitig auf einem Feld, ohne sich zu behindern. „Die Paarsuche ist sehr praxisnah und zwingt die Hunde, sich aufeinander einzustellen. Dabei lässt sich Charakter und Temperament der Vierläufer wunderbar vergleichen“, stimmt Jesinghausen zu. „Wir werden die Paarsuche sicher als festen Bestandteil der Internationalen Prüfung aufnehmen“.

Aus den Erfahrungen des Probelaufs wird das Prüfungskomitee die PO der nächsten „Testprüfung“ anpassen. Im Oktober 2011 wird die Landesgruppe Nordbayern von KlM Deutschland die zweite „IMP“ durchführen. Dann geht die überarbeitete Prüfungsordnung in die nationalen Zuchtverbände. Wird sie dort genehmigt, ist der nächste Schritt die Anerkennung durch die FCI. Erst dann wird eine „Internationale Münsterländerprüfung“ auch offiziell in die Ahnentafel der Hunde eingetragen.

Ein weiter Weg, welcher der Freude der Hundeführer in Altheim keinen Abbruch tat. Sie hatten sich und ihre Hunde aus Interesse der zweitägigen Prüfung gestellt. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Neben zwei Zweiten Preisen wurde fünfmal ein Erster Preis vergeben. Die beiden Spitzenhunde, die Großen Münsterländer „Dasty vom Luxriegel“ mit ihrem Führer Josef Prenner aus Österreich und „Frena vom Allgäuer Tor“, geführt von Milica Urbach aus Bayern, lagen sogar punktgleich (mit 276 + 16 Punkten). Da in diesem Fall dem jüngeren Hund der Vorzug gegeben wird, waren Milica Urbach und ihre Hündin die glücklichen Tagessieger. Gewonnen aber haben alle „Münsterländer“ auf dem Weg zu einer internationalen Arbeitsprüfung.

 

Die strahlende Tagessiegerin Milica Urbach mit Bernd-Dieter Jesinghausen (2.v.r.) und Karl Wichmann (2.v.l.), Richard Roiter (l.) und Volker Albert (r.).

 

Keine „Verwandtschaft“

Man könnte vielleicht meinen, der „Kleine Münsterländer“ sei eine Pygmäenausgabe des „Großen Münsterländers“. Das ist aber nicht so! Der „Kleine Münsterländer“ (früher nannte man ihn auch „Heidewachtel“) ist mit dem „Großen Münsterländer“ genetisch nicht näher verwandt als mit allen übrigen langhaarigen kontinentalen Vorstehhundrassen. Wenn man Edmund Löns, einem damals sehr bekannten Züchter dieser Rasse, glauben darf, dann gehört zu seinen direkten Ahnen der „Bretonische Vorstehhund“. Der „Große Münsterländer“ hingegen ist eigentlich nichts weiter als eine schwarz-weiße Variante des „Deutsch-Langhaar“. Erst vor etwa 70 Jahren schloss der Deutsch-Langhaar-Verband die „Schwarz-weißen“ von weiteren Eintragungen in sein Zuchtbuch aus, was dazu führte, dass sich die Liebhaber dieser Farbvarietät zusammenschlossen und nach dem bevorzugten Zuchtgebiet ihrer Hunde diese „Große schwarz-weiße Münsterländer“ nannten. Sie gründeten einen eigenen Verein, der sich der Zucht dieser interessanten „neuen Rasse“ widmete.  BK

Info

hier auf www.klm-international.info
und bei www.grossermuensterlaender.de

dieser Bericht als PDF: Zeitungsartikel Pirsch 2010 Frau Dr. Miller