Internationale Münsterländerprüfung – Münsterländer europaweit 2012

Autor und Fotograf: Dr. Christine Miller
Mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift PIRSCH 1/2012

Beim zweiten Probelauf einer neuen internationalen Prüfung für Große und Kleine Münsterländer zeigten Hunde und Prüfungsordnung was in ihnen steckt.

Das Münsterland ist zu klein für die schwarzund braun-weiß gefleckten Allrounder im Revier. Hunde der beiden Rassen „Großer Münsterländer“ und „Kleiner Münsterländer“ sind ein begehrter Exportartikel. Sie werden mit wachsender Beliebtheit auch in den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Schweden oder Schweiz geführt. Doch in jedem dieser Länder sind Jagdpraxis und folglich Einsatzbereich der wendigen Vorstehhunde etwas anders. Entsprechend variieren auch die Anforderungen an den Jagdgehilfen. Trotzdem soll das Modell „Großer oder Kleiner Münsterländer“ einheitlich bleiben, egal ob Schotten oder Sizilianer am anderen Ende der Leine stehen. Das Aussehen lässt sich mit einem internationalen Rassestandard und auf den jeweiligen Zuchtschauen noch gut einheitlich kontrollieren. Doch wie schaut es mit den jeweiligen rassetypischen Anlagen und dem Wesen aus? Unter der langbehaarten Brust sollte immer das Herz eines typischen Münsterländers schlagen, sowohl bei der Nachsuche auf den Elch als auch beim Vorstehen von Bekassinen.

Von Der Idee zur Praxis

Die Leistungen von Hunden werden an den Anforderungen der rauen jagdlichen Praxis gemessen. Dort sollten sie auch geprüft werden. Jedoch legen die nationalen Zuchtverbände in verschiedenen Ländern unterschiedliche Schwerpunkte beim Einsatz und der Prüfung ihrer Münsterländer. Wie schafft man also eine Arbeitsprüfung, die den internationalen Vergleich von Können und Wesen der Großen und Kleinen Vorstehhunde erleichtert? Um diese Frage zu klären hoben Bernd-Dieter Jesinghausen vom Verband der Kleinen und Karl Wichmann von den Großen Münsterländer vor drei Jahren das Projekt „Internationale Münsterländerprüfung (IMP)“ aus der Taufe.

Die Aufgaben in den einzelnen Prüfungsfächern bilden die Grundlage für den international gültigen Rassestandard. Doch so einleuchtend die Idee, so schwierig ist ihr Umsetzung im Detail.

Soll es eine Leistungsprüfung sein oder sollen in den Fächern nur Anlagen getestet werden? „Da schlagen zwei Seelen in meiner Brust“, fasste Bernd Jesinghausen zusammen. Was ein Hund bei der „Frei verloren Suche“ zeigt, hängt nämlich zum Einen von seiner Nase ab. Wie gut er das ausgelegte Wild findet ist ein Gradmesser für seine Anlage. Wie gut er dann Fasan oder Kaninchen bringt, ist eher ein Weiser für das Training mit dem Führer und ein typisches Leistungsmerkmal.

Eine Anlagenprüfung mit Auslesecharakter sollte die IMP schließlich werden. Ob diese Theorie auch in der Praxis Bestand hat, mussten verschiedene Probeläufe zeigen.

International besetzte Siegerriege: 2. Platz Martin Burggraf mit „Eika vom Schmuttertal“
(D), 4. Platz Germain Klein mit „Enya de L ́Etang des Nymphéas Blancs“ (F), 3. Harald
Holzner mit „Wero von der Ursprungsquelle“ (A), 5. Johan van Aanholt mit „Juno van het Izeven“ (B) und auf Platz 1 Hans Joosten mit „Eline Evita van de Cesannenehof“ (NL) (v.li.).

Jagdverstand: Was die Hunde als Anlage mitbekommen, perfektionieren sie im jagdlichen Gebrauch.

Der zweite IMP-Test fand diesmal vom 21. bis 23. Oktober im romantischen Fachwerkstättchen Wolframs-Eschenbach in Mittelfranken (Bayern) statt. Die 15 Gespanne aus fünf Nationen – alle bereits mit einer nationalen Zuchtzulassung ab der Note „gut“ in der Tasche – wussten nicht ganz genau, worauf sie sich einließen. Denn die Druckerschwärze im Prüfungsreglement war noch nicht ganz trocken – und einige hatten gar keinen Blick hineinwerfen können.

Prüfung der Prüfung

Doch so viel stand bereits fest: Hunde und Führer wurden nicht nur von einem internationalem, hochkarätig besetzten Richterkollegium geprüft – sie waren auch Versuchskaninchen für die Prüfungsordnung selbst. Dem Engagement und Eifer der Beteiligten tat dies jedoch keinen Abbruch. Bei Minusgraden und

frostigen Pastellfarben wurden Hasenspuren gearbeitet, Enten im Schilf aufgestöbert und gebracht, buschiert, vorgestanden und nachgesucht.

Die Hälfte der Hunde haben die zweitägige Prüfung nicht bestanden – aber darum ging es ja eigentlich nicht in erster Linie. „Im Vordergrund steht bei den Testläufen die Prüfungsordnung,“ so einer der Organisatoren. Das merkte man auch an den häufigen und intensiven Diskussionen der Richter, wie sie einzelne Aufgaben und Leistungen interpretieren und bewerten sollen. Davon profitierten letztendlich auch die Teilnehmer. „Ich hab bei dieser Prüfung viel gelernt. Die Richter haben sich wirklich viel Mühe gegeben und ihre Entscheidungen gut und nachvollziehbar erklärt“, fasste Martin Burggraf seine Eindrücke zusammen. Seine KLM Hündin „Eike vom Schmuttertal“ erreichte nicht nur die zweithöchste Punktzahl, sie war auch der beste Hund im Wald und erhielt das Armbruster Halteabzeichen.

Die Fächer umspannten das gesamte Einsatzgebiet der Münsterländer. Die Prüfungsordnungen vieler anderer Rassen vom Drahthaar bis zum Viszla, vom Weimaraner bis zu den Bretonen dienten als Anregungen. Bernd-Dieter Jesinghausen war sich mit den Richtern und Verbandskollegen einig: „Die Hunde, die diesmal die Anforderungen nicht erreicht haben, zeigen uns, wo es noch hakt und wo wir weiter verbessern müssen.

Sinfonie statt Stückwerk

Das Ziel steht fest: Wir suchen in einer internationalen Prüfung ruhige, ausgeglichene und wesensstarke Hunde. Sie sollen feinnasig im Feld arbeiten, aber auch den harten Betrieb im Wald und Wasser meistern. Wir wollen Hunde mitJagdverstand, die dennoch leicht führig sind. “Trotzdem ist er überzeugt: die perfekte Prüfungsordnung gibt es nicht. Bei der Gratwanderung zwischen reiner Anlagenprüfung und der Bewertung von Leistung und Erfahrung wird es wohl auch in Zukunft immer wieder Verbesserungsmöglichkeiten geben. Mit den Erfahrungen aus dem zweiten Probelauf wird jetzt die endgültige Fasung der Prüfungsordnung ausgearbeitet. Nach dem dritten, abschließend Test im kommenden Jahr liegt sie in den Verbänden zur Abstimmung vor. Wird sie dort angenommen, kann sie als „offizielle“ Prüfung regelmäßig in den verschiedenen nationalen Münsterländer-Zuchtverbänden ausgerichtet und durchgeführt werden. Die Hunde und ihre Führer in Wolframs-Eschenbach haben jedenfalls schon in diesem Jahr gezeigt, wie man herausfindet, was in einem echten Münsterländer steckt. 

Bernd-Dieter Jesinghausen: „Die Prüfungsordnung der IMP hat den Stresstest der Probeläufe bestanden und bekommt eine Chance.“

 

 

Info:

Diesen Bericht als PDF:  Zeitungsartikel Pirsch 2011 Frau Dr. Miller